Einblicke in den aktuellen Stand des Projektes mit Prof. Hülsbergen
Milchkühe haben wichtige Funktionen in den Nährstoffkreisläufen, bei der Pflege und Erhaltung des Grünlands, beim Humusaufbau und der Kohlenstoffbindung sowie der Förderung der Biodiversität. Diese Funktionen, die Umwelt- und Klimaschutzleistungen der Milchproduktion, werden von der Technischen Universität München am Beispiel der Wertschöpfungskette der Andechser Molkerei untersucht. Die zentrale Forschungsfrage ist, ob und unter welchen Bedingungen die Treibhausgasemissionen so weit gesenkt bzw. durch Kohlenstoffbindung in Böden kompensiert werden können, dass eine klimaneutrale Milcherzeugung möglich wird. Ein Schwerpunkt der Untersuchungen ist daher der Humusaufbau in Böden durch Grünlandnutzung, Feldfutterbau und organischer Düngung.
In 22 Milchviehbetrieben, die die Molkerei Andechs beliefern, wurden Daten erfasst und mit Modellen zu Nährstoffkreisläufen, Energie- und Treibhausgasbilanzen des Pflanzenbaus und der Milcherzeugung untersucht. Die Untersuchungsgebiete liegen in unterschiedlichen Regionen (Grünlandbetriebe im Alpenvorraum, Milchvieh-Gemischtbetriebe im Bayerischen Tertiärhügelland).
Durch den kontinuierlichen Austausch mit den Betriebsleitern der Andechser Pilotbetriebe konnten bereits viele Daten erfasst und validiert werden. Zusätzlich wurden Proben der Wirtschaftsdünger und deren Nährstoffgehalte analysiert, um betriebsspezifische Besonderheiten mit zu berücksichtigen.
Im Pflanzenbau spielt die Ausgestaltung der Fruchtfolge mit humusmehrenden Pflanzen eine bedeutende Rolle. Eine Innovation im Projekt besteht darin, nicht nur die Humusbilanz des Ackerlandes zu betrachten, sondern auch die Humusvorräte auf dem Grünland zu untersuchen. Durch die Beprobung gezielt ausgewählter Flächen der Betriebe sollen hierzu neue Erkenntnisse über die Humusdynamiken der Betriebe vor Ort gewonnen werden.
Der Einsatz verschiedener Techniken in der Bodenbearbeitung mit dem Ziel der Einsparung von Energie und Treibhausgasen (beispielsweise Grubbern statt Pflügen) hat hingegen in der gesamtbetrieblichen Betrachtung nur geringe Einsparpotentiale. Generell geht es aber darum, energieeffizienter zu wirtschaften und fossile Energie durch regenerative Energie zu ersetzen. Einige der Untersuchungsbetriebe setzen bereits entsprechende Energiekonzepte um und sparen dadurch CO2-Emissionen ein.
Die bisherigen Ergebnisse der Tierhaltung zeigen, dass nicht nur die Steigerung der jährlichen Milchleistung je Kuh Einfluss auf die Treibhausgasemissionen hat. Wichtig ist die Lebensleistung der Kühe und deren Nutzungsdauer, der Weidegang sowie Grund- und Kraftfutteraufwand. Die höchste Jahres-Milchleistung ist nicht unbedingt mit den niedrigsten Emissionen verbunden. Je nach Standort gibt es ein Optimum der Milchleistung, nach dessen Überschreiten die Effizienz wieder abnimmt und die Emissionen steigen. Um die Emissionen im Bereich der Nachzucht zu vermindern, ist das Erstkalbealter von großer Bedeutung.
Zur Einsparung fossiler Energie wie Dieselkraftstoff und elektrischer Energie sind Veränderungen der Verfahren in der Tierhaltung nur bedingt geeignet. Ein größerer Effekt kann durch den Einsatz regenerativer Energien erzielt werden. Dies wird auf mehreren Betrieben bereits durch eigene Stromerzeugung und direkte Verwendung der Energie im eigenen Betrieb umgesetzt.
Aufgrund der verschiedenen Bewirtschaftungsfaktoren und Milchproduktionssysteme ist eine Optimierung des Energieeinsatzes sowie Minderung der Treibhausgasemissionen nur betriebsspezifisch und individuell möglich.
Fazit und Ausblick: Die Landwirte sind aktiv in den Forschungsprozess einbezogen – von der Datenerhebung, über die Auswertung der Ergebnisse bis zur Umsetzung zur weiteren Optimierung. Im weiteren Projektverlauf geht es vor allem um die Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz in der Wertschöpfungskette Milch.